Die Sammlung Prinzhorn zeigt Werke, die Patienten und Patientinnen psychiatrischer Anstalten schufen
Die Werke wurden von Hans Prinzhorn, Arzt und Kunsthistoriker, von 1919 bis 1921 zusammengetragen. Die Sammlung Prinzhorn umfasst rund 5000 Werke, mehrheitlich Bleistift- oder Farbstiftzeichnungen sowie Malereien mit Wasserfarben oder Öl, Textilien und Holzskulpturen. 435 Patienten/Künstler, darunter 80 Frauen, sind in der Sammlung vertreten. Sie waren überwiegend in Anstalten Deutschlands, der Schweiz und Österreichs hospitalisiert, meist mit der Diagnose "Schizophrenie".
Die Werke spiegeln unterschiedliche soziale Herkunft und Bildung ihrer Autoren wider. In ihnen zeigt sich – oft in fragmentierter oder verfremdeter Form – Zeitgeschichte und ihre Ideologien, aber auch das individuelle Leben vor der Erkrankung sowie die deformierende Anstaltsinternierung.
Nur wenige Patienten besaßen eine professionelle künstlerische Ausbildung. Oft waren sie aber über Schule oder berufliche Ausbildungen und Tätigkeiten in Kunstgewerbe, Architektur, handwerklichen oder technischen Berufen mit gestalterischer Praxis in Berührung gekommen. Der Umgang mit diesen 'Vorkenntnissen' ist unterschiedlich und reicht von der sorgfältigen Reproduktion des Erlernten bis zur freien Variation oder vollständigen Ablösung davon.
Ein kleinerer, aber bedeutender Teil der Sammlung fesselt durch Verwendung eigenwilliger künstlerischer Mittel und ungewöhnliche, aber schlüssige formale Lösungen, die einen eigenen Sinn bergen. Sie gehören in den engeren Bereich der Kunst.
Dauerausstellung "Die Sammlung Prinzhorn - von 'Irrenkunst' zur Outsider Art"
Das Museum Sammlung Prinzhorn zeigt erstmals neben den Sonderausstellungen auch eine Dauerausstellung. Unter dem Titel "Die Sammlung Prinzhorn – von "Irrenkunst" zur Outsider Art" wird mit rund 120 Werken aus psychiatrischem Kontext von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute ein kleiner Einblick in die 27.000 Werke starke Sammlung gegeben. Die Dauerausstellung erstreckt sich über eines der Kabinette sowie drei Ausstellungsräume und einen Medienraum, die sich östlich des Saals in Enfilade reihen. Außerdem sind in das Konzept das Foyer und das Tiefparterre einbezogen. Der Platz für die zusätzlichen Präsentationsflächen entstand von September 2019 bis Juni 2020 durch die Umgestaltung von Büroräumen in dem kleinen ehemaligen Hörsaalgebäude, das seit 2001 als Museum für die Sammlung fungiert. Finanziert wurden der Umbau und die Gestaltung der neuen Ausstellung vom Land Baden-Württemberg, der Stadt Heidelberg, der Schaller-Nikolich Stiftung sowie der H + G BANK Stiftung. Die jetzt erfolgten Maßnahmen sind Teil einer größeren baulichen Erweiterung. Das Museum und sein Freundeskreis arbeiten zusammen mit der IBA Heidelberg an einer Neugestaltung des gesamten Museumskomplexes, die bis 2025 abgeschlossen sein soll.