Führung: Sacred Dirt
Wie können wir Schmutz, Krankheit und Tod begreifen, wenn wir ihnen nicht ausweichen, sondern sie annehmen müssen?
Diese Ausstellung richtet einen ethnografischen Blick auf die alltägliche Arbeit in den Hospizen der Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa in Kolkata, Indien. Sie zeigt, was geschieht, wenn freiwillige Helfer*innen – häufig junge Menschen aus dem Westen, meist ohne Erfahrung in der Sterbebegleitung – sich einer radikalen Praxis der Nähe und Fürsorge aussetzen.
Fotografien, Zeichnungen, Videos und Textfragmente dokumentieren nicht nur die körperliche Arbeit des Waschens, Pflegens und Berührens, sondern auch die inneren Prozesse, die sich in diesen Begegnungen vollziehen: zwischen Mitgefühl und Überforderung, spirituellem Ideal und kultureller Fremdheit. Viele Freiwillige erleben diesen Ort als transformierend – doch ihre Erfahrungen bleiben ambivalent. Was bedeutet es, in einem Kontext zu helfen, den man kaum versteht? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Hingabe, Hilflosigkeit und Selbstvergewisserung?
Die Ausstellung lädt ein, über diese Spannungsfelder nachzudenken. Sie öffnet den Blick für die spirituelle und moralische Bedeutung von Ekel, körperlicher Verletzlichkeit, Grenzüberschreitung und der Nähe zum Tod – nicht nur in Indien, sondern als universelle Herausforderung menschlichen Miteinanders.
Die Ausstellung basiert auf einem Forschungsprojekt des Ethnologen und Künstlers Egor Novikov (Südasien-Institut der Universität Heidelberg).